Cheyenne du diable tetu

19.05.2002 - 26.09.2007

"Es ist viel dunkler, wenn ein Stern erlischt, als es sein würde, wenn er nie gestrahlt hätte."
George Bernhard Shaw

* Cheyenne, 15.09.2007 *

Osferatu de la Chaume du Bois Dieu x Babsy de la Cruche d`Argile
- fauve -
60,2 cm, HD-frei,

BCD - VDH-BCD N3488

BH, Agility A1, 2, 3

Cheyenne war mein erster Briard und mein erster Hund überhaupt. Geboren wurde sie am 19.05.2002 in Zierenberg bei ihren Züchtern Achim und Petra Dorr. Sie hatte noch 7 weitere Geschwister.

Sie war die Letztgeborene und schon immer klein und zart. Nach zahlreichen Besuchen bekamen wir die kleine Mickymaus, wie der Züchter sie immer nannte. Im Juli durften wir sie zu uns holen und es begann eine tolle Zeit mit diesem Traumhund.

Anfangs besuchten wir die Welpengruppe bei dem Frauchen ihrer Schwester, die in Northeim eine kleine Hundeschule hat, danach einen Junghundkurs. Besonders die Welpengruppe fand sie immer klasse, da sie da so schön mit ihrer Schwester spielen konnte. Sie lernte alles super schnell und leicht und war für jegliche "Arbeit" zu begeistern. Bereits in jungem Alter fing ich an, ihr viele Tricks beizubringen, die sie mit wachsender Begeisterung vorgeführt hat, wenn man nur fragte "Und was kannst Du?".

Nachdem sie ein Jahr alt war und ihre Hüften mit HD-frei geröntgt wurden, begannen wir, Agility zu trainieren. Zu Anfang "just for fun", auch wieder bei meiner Freundin und ihrer Schwester auf dem Hundeplatz. Hier war sie immer mit einer Begeisterung dabei, es hat richtig Spaß gemacht mit meiner Maus. Sie lernte auch das alles super schnell und selbst ein Sturz vom Steg konnte ihre Freude nicht bremsen. Auch nachdem wir dann vier Jahre Agility gemacht haben, hat sie sich noch immer ein Loch in die Mütze gefreut, wenn sie laufen und hüpfen durfte. Hier reichte ein "Wollen wir heute hüpfen gehen?" und sofort sprang sie auf.

Überhaupt hat Cheyenne immer alles gerne mitgemacht, was wir unternommen haben. Sie begleitete uns überall hin. Urlaub, Ausflüge, Flohmärkte, Seilbahnen, Restaurants, Einkaufsbummel, sie war immer dabei. Ob wir losfuhren, eine gebrauchte Fertiggarage abzubauen, ein Auto zu kaufen; auch als wir unseren Anbau im Geschäft gemacht haben - sie war mittendrin. In den Bergen zu wandern fand sie auch immer total klasse. 2003 waren wir in Frankreich am Mont Blanc, auch da war sie überall mit dabei. Die Berge rauf und durch die Bäche, auch wenn wir schon total kaputt waren. Als wir am Wohnmobil ankamen, wollte diese kleine Maus doch tatsächlich noch Ball spielen... Auch in Oberstdorf waren wir oft und sie ist immer voran auf die Berge gestiegen. Und hat sicher den doppelten bis dreifachen Weg zurückgelegt, da sie immer wieder zurück kam, um zu gucken, wo wir bleiben. Wir haben sie immer scherzhaft "Bergziege" genannt, weil sie so geschickt über die Steine und Geröll geklettert ist, als wäre das der Untergrund, auf dem sie immer ging.

Cheyenne war ein sehr lieber, süßer, sensibler, anhänglicher und lustiger Hund, sie wollte es uns immer recht machen. Sie war einfach unser Sonnenschein, immer voller Vertrauen zu uns. Streckenweise war sie allerdings auch sehr eigen. Andere Hunde wurden meist ignoriert, sie wollte gar keinen Kontakt. Sie war mehr auf uns fixiert. War doch mal einer zu aufdringlich mit schnüffeln, gabs ordentlich Mecker. Stundenlanges Kuscheln mochte sie leider nicht so - mal kurz, dann war es aber auch genug. Das war ein bißchen schade. Aber wenn man mit ihr spazieren ging, war es immer ein Mit-ihr, ein zusammen-spazieren-gehen. Auch wenn man einfach nur "ging", es war immer eine Verbundenheit da. Stets hat sie darauf geachtet, wohin man ging, hatte immer einen Blick zurück, blieb immer in der Nähe.

Unsere Spaziergänge waren allerdings auch mit viel Spielen und Üben verbunden. Sie liebte es den Balli geworfen zu bekommen oder mit dem Schnurball zu zergeln. Und das schon von Welpi an. Oft wurden wir von anderen Hundehalter gefragt, wieso sie denn immer so schön bei uns bliebe und lieber mit dem Ball und uns spielen würde, statt sonstwo hin zu anderen Hunden zu rennen - sie fand den Balli immer besser.

2004 legten wir die Begleithundprüfung ab und starteten nur eine Woche später auf unserem ersten Agility-Turnier. Leider mit verheerendem Ergebnis, wir liefen 3 Dis. Im nachhinein gesehen lag das natürlich daran, daß wir noch nicht aufeinander abgestimmt waren und beide sicher total aufgeregt. Außerdem war es ja für beide das erste Turnier überhaupt. Ich habe ihr oft im Weg gestanden und falsche Sachen angezeigt, sie konnte es quasi gar nicht anders machen. Das hat mich zwar ein wenig entmutigt, denn damals war ich noch nicht so weit, meine Fehler zu erkennen, aber trotzdem haben wir im nächsten Frühjahr weiter gemacht.

Diesmal mit größerem Erfolg. Nur zwei Turniere später liefen wir bereits die erste Anwartschaft auf die A2. Zwar ging es nicht so weiter, aber wir hatten auch immer wieder Erfolge. Mein Schatz lief stets sehr schnell, das hat uns viele Besuche auf dem Treppchen eingebracht, aber fehlerfreie Läufe bekamen wir seltener. Immer wieder fielen ein paar Stangen. So hat es recht lange gedauert, bis wir in die A2 aufgestiegen waren und noch länger für die A3. Aber dadurch haben wir uns nicht unterkriegen lassen, denn der Spaß stand immer im Vordergrund. Oder sollte ich sagen meist, denn manchmal war ich schon ganz schön traurig, wenn es wieder nicht geklappt hatte mit dem fehlerfreien Lauf. Aber Cheyenne hat es super viel Freude bereitet. In diesem Jahr haben wir die Läufe gefilmt, sie ist immer am bellen und im Ziel springt sie jedes Mal voller Freude an mir hoch und ist kaum zu bändigen.

Nach vielen Turnieren haben wir es dann am 22.09.2007 geschafft und sind unsere 3. Anwartschaft auf die A3, die höchste Klasse gelaufen. Meine Eltern und mein Freund waren mit da, alle - und besonders ich - haben sich gefreut, daß es endlich geklappt hat. Mein Vati hat den Jumping gefilmt, da sieht man auch wieder ihre übergroße Freude im Ziel. Sie hüpfte und hüpfte - sicher hat sie auch gemerkt, daß alles gepaßt hat. Es war so ein schöner Tag, mein kleiner Schatz war so gut drauf.

Nur 4 Tage später dann der Horror. Meine über alles geliebte Mausi starb am 26.09.2007 - 36 Stunden nach einer Myelografie - in der Tierklinik aus unerklärlichen Gründen.

Diese Myelografie - ein Röntgen der Wirbelsäule mit Kontrastmittel - wurde gemacht, da meine Maus nach ihrem geliebten Ballspiel oder auch allgemein größerer Belastung seit ca. 1 Jahr immer wieder auf dem rechten Vorderlauf stark humpelte. Sie hatte also große Schmerzen. Beim Röntgen der Beine 2006 konnte nichts festgestellt werden, dann kam der Verdacht auf, daß es an der Wirbelsäule liegen könnte. Da sie Agility und Ballspiel über alles liebte, habe ich dieses Röntgen machen lassen um herauszufinden, was diese Schmerzen verursacht. Diagnostiziert wurde ein Wobbler-Syndrom, bei dem sich die Wirbel gegeneinander verschieben, was zu Lähmungen oder Schmerzen führen kann. Sie hätte sich unter Einnahme von Schmerzmitteln ihr Leben lang schonen müssen oder es wäre eine schwere OP an der Wirbelsäule mit ungewissem Ausgang nötig gewesen.

Diese Diagnose hat mich ganz schön erschüttert. Sie hat sich beim Spielen oder Agility NIE etwas anmerken lassen, war immer voller Begeisterung dabei.

Das Röntgen fand am Montag Mittag statt. Ich holte sie am Abend wieder ab, sie schlief noch halb, am nächsten Tag lag sie auch fast nur rum und schlief. Als sie aufstand, konnte sich sehen, daß sie rechtsseits wie nach einem Schlaganfall gelähmt war - sie zog die Beine nach und guckte und fraß auch nur mit der linken Seite. Das war so furchtbar anzusehen... Nachdem sie dann das wenige Futter, das sie gefressen hatte, auch noch wieder ausgespuckt hatte, bin ich gleich wieder hin gefahren in die Klinik. Sie wurde dort aufgenommen - das könne schonmal vorkommen, daß ein Hund so reagiert - das Kontrastmittel sollte über Nacht ausgespült werden. Doch sie hat es nicht geschafft... Laut Arzt war sie um 1.00 Uhr noch ansprechbar, um 3.00 Uhr nachts bin ich zu Hause aus dem Schlaf geschreckt und habe aufs Handy gesehen, weil er versprochen hatte, anzurufen, wenn was ist. Ich bin mir sicher, daß sie zu dem Zeitpunkt eingeschlafen ist - ganz alleine in dieser Klinik - ich konnte nicht bei ihr sein und mich auch nicht richtig verabschieden. Wieso sie sterben mußte, ist für alle ein Rätsel und wird es auch immer bleiben, denn wir haben eine Obduktion abgelehnt - die würde sie uns auch nicht wieder bringen.

Am 27.09.2007 haben wir sie auf dem Tierfriedhof in Göttingen beerdigt, sie hat ein wunderschönes Grab, wo ich sie immer besuchen und mit ihr reden kann. Wir haben ihr ihren Zergel-Ball, die Agility-Leine und ihren Ikea-Ball mit gegeben - alles Dinge, die sie so geliebt hat.

Das Ganze ist für mich der absolute Alptraum, das Leben ist seit diesem Tag nicht mehr, wie es war. Ich vermisse sie so sehr. Meine Mausi, mein Schnüffelchen, mein Schnecki, meine Schnute, mein Rehlein, mein Maus-Getier, mein Hüpfe-Lausi, meine Mauseline, mein Mausbäri, mein Wedelschwanzi, meine Süßmaus - und es sind noch einige Kosenamen, die ich hinzufügen könnte - sie war so einzigartig. Sie hat alles verstanden, was ich sagte, hat auf die kleinste Kleinigkeit von mir reagiert. Wir waren ein eingespieltes Team, 24 Stunden am Tag zusammen. Diese große Verbundenheit fehlt mir so sehr. Die Lücke, die sie hinterlassen hat, wird nie mehr zu füllen sein.

Sie durfte nur 5 Jahre und 4 Monate alt werden - und wir hatten doch noch so viel vor...

Ich hoffe, daß es ihr dort, wo sie jetzt ist, gut geht. Ich denke immer an sie, sie wird für immer in meinem Herzen bleiben.

Dieses Gedicht habe ich auf einer Briardseite gefunden und das trifft es genau:

Wenn Liebe könnte Wunder tun
und Tränen Tote wecken,
dann würde dich gewiss nicht hier
die kühle Erde jetzt bedecken.
 
Du gingst den Weg ohne Wiederkehr,
mit dir ging die Sonne, die Welt wurde leer,
Könnte ich dich doch noch mal berühren,
deine Nähe und Liebe spüren....

Ich hab noch den Klang deiner Stimme im Ohr,
kann einfach nicht fassen, dass ich dich verlor.
Du lebst für immer in meinem Herzen!


Im Sommer 2008 habe ich den Plan gefasst, aus Göttingen weg zu gehen. Der Gedanke jedoch, meine geliebte Mausi dort allein ganz zurück zu lassen, sie nie wieder besuchen zu können, war mir unvorstellbar und unerträglich. Ich habe zwar eine zeitlang mit mir gerungen, doch dann wollte ich mich kundig machen, ob es möglich ist, einen Hund zu exhumieren und nachträglich noch zu verbrennen.

 

Ich erinnerte mich, im Internet die Homepage des

Kleintierkrematorium im Rosengarten

gesehen zu haben.

 

Also habe ich mich dort nach den Möglichkeiten erkundigt. Die Menschen dort sind so unglaublich nett und hilfsbereit. Und obwohl so etwas eher selten vorkommt, haben sie mir geholfen, die Exhumierung überhaupt möglich zu machen. Auch der Transport zum Krematorium und der Rücktransport der Urne - wunderbar verpackt und mit einer herrlich duftenden Rose dabei - wurde von dort organisiert. Die Bälle, Decke, Leine und unser Brief an Cheyenne durfen auch mit verbrannt werden, so daß sie das alles jetzt immernoch bei sich hat. Ich bin so froh, daß das - dank Rosengarten - alles so gut geklappt hat.

 

Am 27.08.2008 - 11 Monate nach ihrer Beerdigung - wurde Cheyenne exhumiert und am 28.08. im Rosengarten kremiert. Jetzt steht ihre Urne bei mir zu Hause und wir werden nie wieder getrennt werden.

Wenn die Liebe einen Weg zum Himmel fände
und Erinnerungen zu Stufen würden,
dann würde ich hinaufsteigen
und dich zurückholen.